Du fängst mit Patchwork an, dann nimm Dir Zeit für ein paar einführende Gedanken, um typische Anfängerfehler zu vermeiden und unnütze Kosten zu sparen! Es ist paradox: Wenn Kundinnen mir ihre ersten Versuche zeigen, weil sie nicht weiterkommen, muss ich immer wieder feststellen, dass sie sich viel zu viel Mühe gegeben haben. Sie wollten es besonders gut machen. Häufig sah ich, dass alle Nahtlinien vorgezeichnet waren. Man kann sich viel Aufwand ersparen. Gewusst wie – und dafür gibt es eine große Auswahl an Informationsmöglichkeiten.

An Patchwork kann man unterschiedlich herangehen und die Wege, wie man sich dem Thema anfänglich nähert sind vielfältig. Bei mir waren es hässliche Sitzkissen, die aus gestreifetem Jeans neue Hüllen bekamen. Mancher sieht einen faszinierenden Wandbehang oder möchte unbedingt eine schöne Tagesdecke haben. Und schon ist man infiziert. Man hat ein neues Hobby und je mehr man sich mit Patchwork befasst, umso vielfältiger werden die Techniken, die man kennenlernt.

Die Themen Crazy Patchwork und freier Zuschnitt will ich hier vorerst ausklammern. Da gelten ganz andere Regeln. Auch Sonderfälle wie Rundungen und Y-Nähte betrachten wir später.

Wieviel Genauigkeit braucht man?

 

Den alten Einwand, dass jede Patchworkarbeit einen Fehler haben soll – denn nur Gott ist vollkommen – kann man gelten lassen oder nicht. Aber wenn ein ansonsten schöner Blickfang voller Fehler und Ungenauigkeiten ist, stört dies das Auge.

Eine andere Aussage versichert uns, dass ein kleiner Fehler nicht schlimm ist. Es handelt sich hier schließlich um Handarbeit. Auch richtig. Man kann ruhig mal einen Ausrutscher stehen lassen. Aber das sollte die Ausnahme sein. Alles andere macht nachher keinen Spaß! Unser Ziel sollte darum sein, möglichst genau zu arbeiten. Dafür gibt es viele Gewusst-wie-Tricks. Es macht Sinn beim Bügeln jede Naht zu kontrollieren und Fehler sofort zu korrigieren. Ein späteres Austrennen kann ganz schön mühsam werden.

Gutes Werkzeug ist das A und O

 

Ein guter Rollschneider, eine Schneidmatte und wenigstens ein Patchworklineal werden zu Deiner Grundausstattung gehören. Diese Teile wirst du lange Zeit nutzen, darum lohnt sich Qualität. Sie sind sogar wichtiger, als die Nähmaschine, denn Patchwork geht tatsächlich schnell, einfach und entspannend mit der Hand. Die sonst üblichen Lineale mit ihren angeschrägten Kanten kannst du nicht verwenden. Im schlimmsten Fall schneidest du ins Lineal und dann ist wieder eine Klinge verdorben. – Achte darauf, dass die Klinge immer scharf genug ist.

Es beginnt schon beim Zuschnitt

 

Mache Dir zuallerst klar, ob Du mit Zentimetern oder Inch arbeiten möchtest. Ich bin ein Inch-Fan, aber das muss für Dich nichts bedeuten. Entscheide Dich: Wenn Zentimeter, dann bitte durchgehend – also nicht die großartige Acrylschablone mit der vorgegebenen Nahtzugabe von ¼ Inch und dann das Standardfüßchen der Nähmaschine mit 7,5 mm. Die Differenz beträgt nur 1,5 mm, also 3 mm je Naht. Nicht viel, aber rechne das mal auf 40 Nähte um…

Worauf du beim Nähen achten solltest

 

Hast Du bis hierher alle Hürden genommen? Stecke Deine Teile zusammen und halte beim Nähen genau die Nahtzugabe ein. Schau nicht auf die Nadel, das ermüdet nur die Augen, sondern behalte die rechte Kante des Nähfüßchen im Blick. wer mit Inchlineal oder -schablone zugeschnitten hat, wechselt seinen Nähfuß gegen einen Patchworkfuß aus. Der hat nur eine Breite von der Nadelspitze bis zu rechten Kante von 6 mm. Du kannst in Kette nähen, d. h. man schiebt mehrere Teile nacheinander durch die Maschine, ohne den Faden abzuschneiden. So kann man auch gut Teile sortiert halten, die zusammengehören.

Nahtenden sichern? Meine Empfehlung lautet: Bei normel großen Stichen (ca. 2,2) bitte sichern. Wenn hier zwei oder drei Stich sich lösen, weil sie nicht sofort übernäht und damit gesichert wurden, hat sich deine Naht schon über die Nahtzugabe hinaus aufgelöst. – Bei kleineren Stichen (deutlich unter 2) musst du nicht sichern. Mehr als 2 – 3 Stiche werden nicht aufgehen und damit bist du noch innerhalb der Nahtzugabe. Das ist schön fürs Kettennähen. Den Nachteil spürst du, wenn getrennt werden muss.  Wenn du dir einen Gefallen tun willst, kontrolliere automatisch jede Naht, bevor Du weitermachst.

Bügeln? Aber ja! Und sei es nur das Daumenbügeln mit dem Fingernagel. Und es ist praktisch, alle Nahtzugaben in eine Richtung zu bügeln. Vorteil 1: es entstehen keine kleinen Lücken, durch die die Einlage später sichtbar sein könnte oder im schlimmsten Fall herauskrabbelt. Vorteil 2 und der ist viel gravierender: An Kreuzungen lieben die Nähte einmal nach rechts und einmal nach links. Sie rasten regelrecht ein. Probiere es aus. Du wirst es lieben.

Und wichtig: Bügeln heißt eigentlich Pressen. Halte das Eisen ruhig, damit die Stoffteile nicht verzogen werden. Dampf ist an dieser Stelle nicht hilfreich.

Das Topp ist fertig

 

Lass es ruhig ein paar Tage in Sichtweite hängen und betrachte es immer wieder. Entweder mit Stolz und Vorfreude oder mit der Überlegung, dass vielleicht noch ein Rahmen fehlt oder irgendwas falsch ist. Wenn alles zu deiner Zufriedenheit ist, bügele es ein letztes Mal. Breite den gebügelten Rückseitenstoff aus, lege das Vlies darauf und dann das Topp. Das ist das Sandwich. Du musst es verbinden. Hier gehen die Meinungen auseinander. Man kann gebogene Sicherheitsnadeln verwenden oder alles heften. Ich plädiere für Textilkurzzeitkleber. Was auf keinen Fall geht, sind Stecknadeln.

Jetzt ist dein Werk bereit zum Quilten. Mit einfachen Nähten, punktuellem Verknoten oder kunstvollen Ornamenten verbindest du die Lagen des Sandwiches. Jede Technik hat ihre Berechtigung. Fang ruhig einfach an, genau im Nahtschatten oder 6 mm daneben. Deine Fähigkeiten, die Patchwork durch das Quilten mit Highlights zu versehen werden sehr schnell wachsen. Zeige Mut. Probiere Muster auf Reststücken aus und versuche ruhig auch das Freihandquilten. Es ist nicht so schwer, wie es am Anfang erscheint.

Und welches Garn? Ein Quiltgarn! Nähfaden sieht einfach nur dürftig aus. Bedenke bei der Farbauswahl, dass dein Werkstück eine Rückseite hat. Wenn Du noch nicht ganz fit bist, nimm lieber einen Faden, der nicht so heraussticht. Später wirst du sicher sagen: Wenn ich schon so toll quilte, soll man es auch sehen! Wichtig ist es, zu verstehen, dass gequiltete Flächen zurücktreten, freie Flächen jedoch plastisch hervortreten. Wie stark das der Fall ist, hängt auch mit der Dicke des Vlieses zusammen. Die Herstellen geben Hinweise, wie dicht mindestens gequiltet werden sollte.

Fast fertig!

 

Schließlich folgen noch das Binding und das Label. Zum Thema Binding findest Du hier mehr. Das Label ist ein Stoffstück, meistens rückseitig aufgesetzt, dass darüber Auskunft gibt, wer hier am Werk war, für wen und wann. Das kannst Du sticken (lassen) oder mit Wäschetinte aufbringen.

Patchwork – einführende Gedanken sind nur Hinweise. Wenn etwas nicht gleich klappen will, ahnst du, wo du weiter suchen kannst. Es gibt eine Fülle von Informationen in Büchern, Foren, Youtube, Blogs, die dir weiterhelfen können.

Habe ich einen wichtigen Hinweis vergessen? Brauchst du Hilfe?  Dann schreib mir in die Kommentare!

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